Recruiting Essentials

Ideen. Kampagnen. Entwicklungen. Austausch.

Ideen.
Kampagnen.
Entwicklungen.
Austausch.

Introducing Recruiting Essentials!

Liebe Leserin, lieber Leser

mit Recruiting Essentials haben wir uns ins kalte Wasser gewagt und abseits unserer etablierten Kanäle ein Format gewählt, das sich intensiv mit Ihren Erfahrungen und Gedanken zu Recruiting und Employer Branding auseinandersetzt. Dabei kommen nicht wir, sondern allein Sie zu Wort. Seit der Gründung ABSOLVENTAs vor rund zehn Jahren schätzen wir insbesondere den fachlichen und persönlichen Austausch mit Ihnen. Mit Recruiting Essentials bieten wir diesem Austausch eine besondere Plattform. Passend zu diesem Grundgedanken ist diese Ausgabe in Kooperation mit der Purple Squirrel Society entstanden, die insbesondere die Zusammenarbeit innerhalb der Fachcommunity fördert. Das ist die DNA von Recruiting Essentials.
Allen, die in dieser Ausgabe Ihre Erfahrungen und Gedanken teilen, gilt unser besonderer Dank! Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und hoffen, dass Recruiting Essentials Ihnen bereichernde Impulse bietet.
Lassen Sie uns wissen, wie Ihnen das Magazin gefällt.

In Zeiten des "War for Talents"
und Fachkräftemangels
wetteifern Unternehmen
darum, als attraktiver
und glaubwürdiger Arbeitgeber
wahrgenommen zu werden.

Employer Branding braucht Ecken und Kanten

Flache Hierarchien und dynamische Teams? Damit können sich Arbeitgeber heute nicht mehr voneinander differenzieren. Friderike Schröder, Director HR & Organisation bei RatePAY, plädiert für eine scharfe Arbeitgebermarke und professionelles Employer Branding.

Einen roten Faden entwickeln

Employer Branding betrifft alle Aspekte der Human Resources und geht damit weit über reines Personalmarketing hinaus. Die Marke, die aufgebaut wird, bildet das Fundament für die gesamte strategische HR-Arbeit eines Unternehmens. In Zeiten des „War for Talents“ und Fachkräftemangels wetteifern Unternehmen darum, als attraktiver und glaubwürdiger Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Das erreichen Unternehmen jedoch in der Regel nicht durch generisches Einerlei, sondern durch ein wirklich realistisches Werteversprechen an Kandidaten und Mitarbeiter.
Was viele Arbeitgeber dabei jedoch übersehen, ist, dass Employer Branding von weit mehr als nur einem Claim und ein paar zeitlich begrenzten Maßnahmen getragen wird. Viel mehr ist die Verständigung auf eine Employer-Branding-Strategie eine tiefgreifende Entscheidung, die in Absprache mit der Geschäftsführung getroffen werden und auf die Unternehmensstrategie aufsatteln sollte. Einmal beschlossen, bestimmt sie nicht nur die Form späterer Stellenanzeigen, sondern hat auch großen Einfluss auf Themen wie z.B. Unternehmenskultur, Führung etc.. Vor allem aber ist Employer Branding ein Projekt, bei dem im Laufe des Prozesses immer wieder nachgeschärft und justiert werden muss. Nach etwa fünf Jahren gehört die Employer Brand dann grundsätzlich auf den Prüfstand und muss überarbeitet werden.

Mitarbeiter sind Multiplikatoren und Kritiker

Dreh- und Angelpunkt des Employer Brandings sind die Mitarbeiter. Sie vertreten das Unternehmen nach außen und wirken so stark als Multiplikatoren wie keine andere Employer-Branding-Maßnahme. Das Spannende und auch Schwierige ist: Verspricht eine Employer Brand etwas, was sie nicht halten kann, so strafen Mitarbeiter eine solche Fehleinschätzung des Arbeitgebers stark ab, was weitreichende Konsequenzen für das Recruiting etc. haben kann. Ist das Werteverständnis der Employer Brand kohärent zu den Erfahrungen der Mitarbeiter, können sie dagegen als sehr starke und authentische Multiplikatoren der Arbeitgebermarke fungieren. Deswegen ist es enorm wichtig, u.a. auch die Mitarbeiter in die Entwicklung der Employer-Branding-Strategie einzubinden und transparent zu kommunizieren.

Wer hat Angst vor der Employer Brand?

Häufig wird übersehen, dass die Arbeitgebermarke ein wichtiger Hebel ist, der die Richtung der gesamten Organisation beeinflussen kann. Kandidaten können so recht bald erfassen, ob sie zum Unternehmen und der gesamten Unternehmenskultur passen – Stichwort „cultural fit“. Aber auch Mitarbeiter können mit ihrer Hilfe hinterfragen, ob sie beispielsweise die zukünftige Ausrichtung ihres Unternehmens noch mittragen möchten. Deswegen schrecken viele Arbeitgeber davor zurück, eine wirklich pointierte Arbeitgebermarke zu entwickeln. Dabei ist die Scheu davor, Bewerber oder Mitarbeiter zu verprellen eigentlich falsch. Denn am Ende wollen wir erreichen, dass unsere Mitarbeiter wirklich zu uns als Unternehmen passen und die Entwicklung der Firma mittragen.
Ich bin nicht davon überzeugt, allein auf die Fachkenntnisse der Mitarbeiter zu vertrauen. Denn Lücken innerhalb der Fachkenntnisse kann man durch Schulungen oder gezielte Weiterbildung schließen. Menschliche Differenzen lassen sich hingegen nicht so leicht überbrücken. In jedem Fall jedoch sollten wir Employer Branding als das machtvolle Instrument verstehen, was es eigentlich ist und dabei erkennen, dass eine Arbeitgebermarke die Richtung einer gesamten Organisation mit beeinflussen kann.

RatePAY

RatePAY bietet Payment-Lösungen mit 100%iger Zahlungsgarantie für die DACH-Region. Dazu zählen Rechnungskauf, Ratenzahlung mit sofortiger Onlinezusage, Lastschrift und Vorkasse. Die RatePAY GmbH mit Sitz in Berlin wurde im Dezember 2009 gegründet, beschäftigt mehr als 130 Mitarbeiter und ist ein Unternehmen von Advent International und Bain Capital.

Recruiter müssen
umdenken,
denn ihre
Arbeitsweise
dürften sich zukünftig
grundlegend
verändern.

Recruiting Analytics: Recruiter müssen umdenken

Denk- und Arbeitsmuster, aber auch Know-how aus dem Digitalmarketing und E-Commerce finden zunehmend Anwendung im Recruiting. Recruiter müssen umdenken, denn ihre Arbeitsweise dürfte sich zukünftig grundlegend verändern.
Im Online- und Einzelhandel sprechen wir schon seit Jahren über den Gläsernen Kunden, der bis ins Kleinste erforscht und analysiert wird. Fein abgestimmt auf dieses Wissen werden Produkte konzipiert, Marketing-Maßnahmen gesteuert und ausgewertet. Kunden fürchten mitunter, dass diese Einsichten zu weitreichend sind. Im Gegensatz dazu tappen wir im Recruiting weitgehend im Dunklen: Wer kann schon mit Gewissheit sagen, welcher Bewerber über welchen Kanal gekommen ist? Welche Social-Media-Beiträge, Banner oder Mailings erfolgreicher waren? Sie kennen die Antwort: So gut wie niemand.

Auch Recruiting profitiert von Big Data

Wenn wir über Recruiting-Analytics sprechen, sprechen wir letztlich auch über Big Data. Heute ist es möglich, aus unterschiedlichen Quellen durch Messungen, Tracking, Befragungen usw. binnen kürzester Zeit eine Vielzahl von Daten zu sammeln – Tendenz rapide steigend. Big Data findet bereits erste Anwendung in Human Resources: Der Studie „Big Data im Personalmanagement“ von LinkedIn und Bitcom zufolge nutzten 2015 neun Prozent der Unternehmen Big Data, unter den Großunternehmen waren es sogar 26 Prozent. Weitere 27 Prozent planten oder diskutierten über den Einsatz. Der Studie zufolge sah 2015 mindestens jeder dritte Personalentscheider ein großes Potenzial beim Personaleinsatz, Personalcontrolling und bei der Personalplanung.

Digitalisierung treibt Paradigmenwechsel im Recruiting voran

Spätestens seitdem Recruiting-Aktivitäten und Bewerber-Korrespondenz primär digital stattfinden, lassen sich Denk- und Arbeitsmuster, aber auch Know-how aus dem Onlinemarketing und E-Commerce auf das Recruiting übertragen. Gleichzeitig wird der Ruf nach Messbarkeit und datenbasierten Entscheidungen lauter. Die Reportings einzelner Dienstleister sollten helfen. Allerdings konnten wir durch A/B-Messungen nachweisen, dass bei manchen Methoden bis zu 50 Prozent Abweichungen existieren. Bewerber oder neue Mitarbeiter antworten in Befragungen vermeintlich sozial erwünscht oder erinnern sich nur lückenhaft. Hinzu kommt der naheliegende Verdacht, dass einige Player, wie beispielsweise Jobboards oder die Anbieter von Applicant-Tracking-Systemen (ATS), möglicherweise gar nicht daran interessiert sind, die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen transparent – und sich damit möglicherweise obsolet – zu machen. Allerdings haben erste Anbieter dieses Glaubwürdigkeitsproblem erkannt und setzen beispielsweise auf Ausspielungssysteme, die nicht auf möglichst viele Ansichten einer Stellenanzeige, sondern auf tatsächliche Bewerbungen abzielen.

Umfassende Erkenntnisse statt punktueller Einblicke

Letztlich hängt es von individuellen Zielen ab, welche Kennzahlen verfolgt werden sollten. Es kommt darauf an, die Kennzahlen so zu definieren, dass damit verschiedene Dimensionen des Recruitingprozesses abgedeckt werden. Das erreicht, wer zusätzlich zur Bewerberdimension und den tatsächlichen Einstellungen noch mindestens eine dritte Komponente, nämlich Interviews, Assessment-Center oder ähnliches hinzufügt. Kampagnen und einzelne Stellenanzeigen im Web lassen sich beispielsweise mit Google Analytics minutiös auswerten. Auch erfassen Bewerber-Management-Systeme schon etliche Daten ab Registrierung des Kandidaten bis zur Zu- oder Absage. Fakt ist jedoch, dass die einzelnen Auswertungen komplex sind und viel Zeit kosten. Der Aufwand, die Daten außerdem miteinander in Verbindung zu bringen, ist ebenfalls sehr groß. Deswegen findet Recruiting Analytics bisher häufig so lückenhaft und unzureichend statt. Umso mehr hat es sich in der Praxis bewährt, den gesamten Prozess, Ende-zu-Ende, zu analysieren und eine Analytics-Software einzusetzen, die die Daten aggregiert und in nur einer Übersicht darstellt, wie es beispielsweise mit trendence analytics ermöglicht. Diese Daten ermöglichen fundierte Entscheidungen mit messbaren Ergebnissen.

Analytics wird langfristig das Anforderungsprofil von Recruitern fundamental verändern

Recruiting Analytics wird sich in den kommenden Jahren zunehmend durchsetzen und damit die Arbeitsweise von Recruitern grundlegend verändern. Dieser Wandel muss kommunikativ begleitet werden und findet letztlich in den Köpfen der Recruiter statt.

BearingPoint

BearingPoint ist eine internationale Management- und Technologieberatung mit einem globalen Beratungs-Netzwerk mit über 10.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen agiert in drei Bereichen: Consulting, Solutions und Ventures.

"passende"
Mitarbeiter sind
nachweislich
glücklicher und
leistungsfähiger

Mit Smart Data zum Cultural Fit

Für viele Arbeitgeber hat sich die kulturelle Passung zur Top-Priorität bei der Personalauswahl entwickelt. Denn die erfolgreichsten und effizientesten Teams teilen Kultur, Werte und Ziele der Organisation gleichermaßen. Je näher einzelne Mitarbeiter hinter der Kultur und den Werten ihrer Arbeitgeber stehen, desto höher der Fit. Das wirkt sich auch positiv auf Faktoren wie Identifikation, Commitment, Zufriedenheit und Fluktuation aus. Marcel Rütten, HR Manager bei der Kindernothilfe, berichtet über die Bedeutsamkeit des Cultural Fits für Employer Branding und Recruiting.

Cultural Fit leistet einen zentralen Beitrag für den Unternehmenserfolg

In der 2016 veröffentlichten Cultural Fit-Studie von metaHR wurden die Vorteile einer guten kulturellen Passung von Bewerbern zu Arbeitgebern deutlich sichtbar: So nennt die Studie beispielsweise weniger Frühfluktuation, höhere Motivation, bessere Performance, stärkere Mitarbeiterbindung, niedrigere Rekrutierungskosten und ein schnelleres Onboarding als positive Effekte. Die kürzlich veröffentlichte Studie "Recruiting mit Persönlichkeit" von Stepstone bestätigt dies weitgehend: Der Cultural Fit leistet insgesamt einen positiven Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens, da "passende" Mitarbeiter nachweislich glücklicher und leistungsfähiger sind. Umso erschreckender ist in diesem Zusammenhang, dass sich nur ein Drittel der Fachkräfte in Deutschland mit der Unternehmenskultur ihres Arbeitgebers identifizieren. Was bedeutet das für das Recruiting? Recruiter und Employer Branding-Verantwortliche tragen dafür Sorge, Bewerber und Arbeitgeber zu matchen. Dazu gleichen sie die Verhaltensweisen der eigenen Organisation mit dem bevorzugten Verhalten von Kandidaten ab. Darüber hinaus kommunizieren sie den Wertekanon des Arbeitgebers nach außen und prüfen, inwiefern Kandidaten diese Werte teilen.

Cultural Fit schließt Diversity nicht aus

Den Schwerpunkt des Recruitings auf die Persönlichkeit der Kandidaten zu legen, kann jedoch auch zu Fehlentwicklungen führen: Nämlich genau dann, wenn nur noch Personen eingestellt werden, die möglichst gleich sind. Es ist daher wichtig, sowohl auf den supplementären als auch auf den komplementären Fit zu achten. Damit sind Charaktereigenschaften und Attribute gemeint, die die herrschende Kultur widerspiegeln, aber auch andere, die die eigene Kultur weiterentwickeln und in die richtige Richtung lenken. Im Idealfall stimmen die Wertvorstellungen aller Mitarbeiter mit denen des Arbeitgebers überein, formen aber trotzdem eine aus Diversität resultierende, vielseitige und facettenreiche Kultur.

Einsatzmöglichkeiten von Matching Tools

Aktuell gibt es auf dem Markt mehrere Anwendungen, die Bewerber zu Arbeitgebern matchen und das Recruiting mit Smart Data unterstützen. Tools wie der Cultural Fit Evalueator, der bei der Kindernothilfe zum Einsatz kommt, messen die werte- und arbeitskulturellen Präferenzen von Kandidaten und vergleichen diese mit der Unternehmenskultur. Heraus kommen ein Matching-Score und ein detaillierter Kandidatenreport, mit deren Hilfe wir in der Lage sind, die Organisationskultur frühzeitig mitzusteuern. Beispielsweise ist es uns so möglich, dank gezielter Besetzung einzelne Werte zu stärken, die bis dato noch nicht stark ausgeprägt sind.

Matching verbessert die Candidate Experience

Der Einsatz des Matching Tools im Employer Branding und Recruiting führt außerdem zu einer Verbesserung der Candidate Experience und einer stärkeren Differenzierung zu anderen Arbeitgebern. Interessenten bieten wir auf unserer Karriereseite die Möglichkeit, freiwillig und anonym zu testen, inwieweit sie zur Kindernothilfe passen. Kandidaten mit einem höheren Score fühlen sich bestätigt und sind in besonderem Maße motiviert, sich zu bewerben. Dagegen überdenken weniger passende Kandidaten ihre Entscheidung und sehen tendenziell eher von einer Bewerbung ab. Das entlastet die Organisation und verringert Frust bei den Bewerbern. Innerhalb des Bewerbungsverfahrens findet der Test nach der Vorselektion, aber noch vor den Kandidateninterviews statt. So schaffen wir frühzeitig Klarheit darüber, ob ein Kandidat oder eine Kandidatin zum Anforderungsprofil der jeweiligen Stelle passt. Zusätzlich steigert der Test die Qualität der Interviews, da er für alle Gesprächsteilnehmer eine objektive Grundlage schafft, über Unternehmenskultur zu sprechen und dabei hilft, Werte bzw. Verhalten des anderen besser einzuschätzen.
Mit Hilfe der gesammelten Daten können wir außerdem fortlaufend unsere Employer Brand nachjustieren. Außerdem können wir feststellen, ob unsere bisherige Kommunikation der Arbeitgebermarke die notwendige Glaubwürdigkeit vermittelt und tatsächlich kulturell passende Kandidaten anspricht.

Kindernothilfe

Als eine der größten christlichen Kinderhilfsorganisationen in Europa unterstützt die Kindernothilfe benachteiligte Kinder auf ihrem Weg in ein eigenständiges Leben. Wir schützen, stärken und fördern dabei nicht nur das einzelne Kind, sondern auch seine Familie und die Gemeinschaft. Und das direkt vor Ort, in insgesamt 31 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

HR Failure Nights: Von der Fehler- zur Innovationskultur

Auf Konferenzen immer nur Best Practices bewundern? Langweilig, denn häufig fehlt es an Innovationen und konkret umsetzbaren Tipps. So entstand die Idee der HR Failure Nights, die statt Best Practices Worst Practices in den Fokus rückt – denn vom Scheitern einzelner können viele lernen. Seit 2016 organisieren Nicole Goodfellow und Dominik A. Hahn die erfolgreiche Veranstaltungsserie und verfolgen so das Ziel, Risikobereitschaft und Entrepreneurship zu fördern.

Den HR Failure Nights sind KPI egal – es sei denn, sie sind richtig schlecht!

Heute sind die Failure Nights ein beliebtes Veranstaltungsformat. Als wir im Frühjahr 2016 mit dem ersten Event starteten, sah das noch etwas anders aus. Nicht jeder der angefragten Teilnehmer wollte vor Fachkollegen offen über berufliche Misserfolge sprechen. Doch schnell wurde klar, dass alle Teilnehmer davon profitieren, wenn einzelne mutig vorangehen und ihre Fehler mit anderen teilen. Die HR Failure Nights bieten dafür den idealen Rahmen: Die Veranstaltung verbietet Berichterstattung und stellt einen geschützten Raum dar. Twitter? Tabu! Live-Streams? Nein, danke. Außerdem werden die Besucher in Gruppen aufgeteilt, sodass jeder Redner vor einem Publikum von maximal 20 Personen spricht. Auf diese Art und Weise schaffen wir die notwendige vertraute Atmosphäre. Das Konzept hat sich bewährt. Immer wieder erhalten wir Anfragen von Kollegen, die Ihre Erfahrungen auf einer unserer Veranstaltungen mit der Community teilen wollen.

Risikobereitschaft und Entrepreneurship fördern

Allerdings geht es natürlich nicht nur um den Spaß daran, gemeinsam über Fehler zu schmunzeln. Wir sind der Überzeugung, dass es sich lohnt, Risikobereitschaft und Entrepreneurship zu fördern – gerade im Bereich der Human Resources. Die Philosophie dahinter ist einfach: Innovation entsteht nur, wenn wir neue Wege beschreiten. Das bringt immer Unsicherheit und das Risiko mit sich, nicht erfolgreich zu sein. Einen „Fehler“ stellt dieses Scheitern jedoch in unseren Augen nicht dar. Auch unsere Arbeitgeber teilen diese Herangehensweise. So verfolgt beispielsweise die Allianz Gruppe seit rund eineinhalb Jahren ein neues Kompetenzmodell. Es wurden vier sogenannte People Attributes definiert, denen jeweils noch einmal drei Verhaltensweisen zugeordnet sind. Idealerweise richtet sich das Verhalten eines (künftigen) Mitarbeiters der Allianz an diesen People Attributes aus. Hinter Attributen wie „Customer and Market Excellence“, „Collaborative Leadership“, „Entrepreneurship“ und „Trust“ verbergen sich Verhaltensweisen wie Verantwortungsbewusstsein, die Bereitschaft, kalkulierte Risiken einzugehen und Innovation zu fördern. Damit schafft die Allianz einen Rahmen, damit Innovationskultur überhaupt entstehen und gefördert werden kann.

Risikobereitschaft schon im Job-Interview prüfen

Die People Attributes legen wir an jeden neuen Bewerber an – unabhängig davon, ob es um ein Praktikum oder eine Führungsposition geht. Jede dieser Verhaltensweisen wird mit Hilfe von verschiedenen Interviewfragen abgeprüft und die Antworten entsprechend auf einer Skala bewertet. Allerdings geht es in unseren Fragen beispielsweise zur Risikobereitschaft meist nicht um den Fehler selbst, sondern darum, was der Kandidat daraus gelernt hat. Darüber hinaus führt ein niedriger Punktwert in einem oder mehreren Attributen nicht zu einer Absage. Es rundet aber das Bild eines Bewerbers – neben all den fachlichen Fragen – sinnvoll ab. Wir nutzen dieses Wissen auch, um Kandidaten nach Ihrer Einstellung entsprechend weiterzubilden und zu fördern.

Innovation fördern: Im Konzern, aber auch darüber hinaus

Die Allianz hat es sich zum Ziel gesetzt, ihren Mitarbeitern ein Umfeld zu stiften, in dem sie sich etwas trauen dürfen. Sie sollen vernünftige Risiken eingehen dürfen, selbst wenn das Resultat am Ende nicht den erhofften Erfolg bringt. Wichtig ist, daraus dann zu lernen und es im nächsten Anlauf besser zu machen. Letztlich leisten auch Veranstaltungen wie die HR Failure Nights zusätzlich zu diesen konzerninternen Bemühungen einen externen Beitrag dazu, dass Kolleginnen und Kollegen branchenübergreifend auch an ihrem Selbstverständnis und ihrer Einstellung gegenüber Innovation und Fehlern arbeiten.

HR Failure Night

Die HR Failure Night interessiert sich nicht für Best Practices. Sie ist keine Bühne für das Schaulaufen preisgekrönter Kampagnen. Niemand wird hier ausgezeichnet. KPIs sind ihr egal. Außer sie sind richtig schlecht! Denn allem, was schiefläuft, gehört ihre ganze Aufmerksamkeit. Warum? Weil wir häufig viel mehr von dem lernen können, was nicht gelungen ist. Weil wir so Risikobereitschaft und damit Intra- als auch Entrepreneurship fördern können. Und wenn wir ganz ehrlich sind: Gerade HR bietet doch eine ganze Menge an geeignetem Lernmaterial …

Digitale Talente gewinnt man
mit einem digital ausgerichteten
Recruiting.

Paperless Recruiting: Der digitalisierte Bewerbungsprozess bei Telefónica Deutschland

Digitale Talente gewinnt man mit einem digital ausgerichteten Recruiting, davon ist Christian Sekels, Leiter Talent & Recruiting bei Telefónica Deutschland, überzeugt. Deswegen wird im Unternehmen nicht nur der Bewerbungsprozess immer weiter digitalisiert und somit auch verschlankt, sondern läuft seit Anfang 2017 auch für die Recruiting-Mitarbeiter gänzlich papierlos ab.
Telefónica Deutschland trägt als Telekommunikationsunternehmen nicht nur maßgeblich zur Digitalisierung Deutschlands bei, sondern erlebt durch die Digitalisierung auch selbst einen fundamentalen Wandel. Wir müssen als Unternehmen gänzlich neue Arbeitsweisen und Jobprofile entwickeln und brauchen vor allem Leute mit dem richtigen Mindset für die digitale Zukunft. Das ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage von Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, Technikaffinität und Lernbereitschaft. Nicht nur unsere Kunden sollen spüren, dass wir am Puls der Zeit sind, sondern wir treten insgesamt als digitales Unternehmen auf – auch gegenüber Bewerbern. Deswegen setzen wir seit Beginn 2017 auf ein vollständig digitalisiertes Bewerbungsverfahren.

Glaubwürdigkeit als Digitalunternehmen

Die Idee hinter unserem vollständig digitalisierten Bewerbungsprozess ist es, dass sich Kandidaten schnell und von überall aus bewerben können. Sie sollen ab dem ersten Kontakt direkt spüren, dass bei uns „digital“ eben nicht nur irgendein Buzzword ist. Außerdem entspricht ein papierloser Bewerbungsprozess auch unserem Grundgedanken, Unternehmensprozesse zu vereinfachen, zu beschleunigen und zu verbessern. Wir nutzen dabei eine Cloud-basierte Lösung, mit der unsere Recruiter weitgehend ortsunabhängig arbeiten können. Alles, was sie brauchen, sind ein Tablet und ihre Zugangsdaten.

Mit Tablet ins Vorstellungsgespräch

Es war sehr einfach, die Kollegen von den Vorteilen eines digitalen Bewerbungsprozesses zu überzeugen. Zunächst standen Fragen nach geeigneten Tools und den passenden Prozessen im Zentrum. Gegen Ende 2016 startete dann der Pilotversuch: Eine Kollegin ist vollständig auf den digitalen Prozess umgestiegen. Dieser startet schon bei der digitalen Kommunikation zwischen Hiring Manager und Recruiter. Der Hiring Manager lässt den Recruiter per System seine Anforderungen wissen. Der Recruiter erstellt und ergänzt die Ausschreibung und pusht sie per Klick auf unsere eigene Karriereseite und die Plattformen, mit denen wir zusammenarbeiten. Die Bewerbungen – in unserem Fall nur der digitale Lebenslauf – gehen dann im System ein. Per Eingabe über das Tablet werden die Unterlagen vom Recruiter dann kommentiert, beispielsweise auch live im Bewerbungsgespräch. Dieses Procedere kam bei den Kollegen schnell gut an und nach wenigen Wochen war der Pilotversuch erfolgreich beendet. Auch den Kandidaten gefällt das papierlose Verfahren: Erscheint der Recruiter mit einem Tablet statt einer losen Zettelsammlung, wirkt das nicht nur professioneller, sondern liefert auch gleich einen glaubwürdigen Beweis, dass hier die Digitalisierung bereits gelebt wird.

Starkes Signal ins Unternehmen

Innerhalb unseres Unternehmens wurde die Initiative gleichermaßen gut aufgenommen. Als Unternehmen senden wir ein starkes Signal an unsere eigenen Leute: Jede Abteilung kann zur Digitalisierung beitragen! Anders herum beginnt die Digitalisierung bei Telefónica Deutschland schon deutlich früher, nicht erst bei der Transformation von Prozessen, sondern in den Köpfen unserer Mitarbeiter.
Auch Führungskräfte müssen sich nicht nur stetig fachlich weiterbilden, sondern auch digitale Fähigkeiten erwerben. Telefónica hat auf Basis von tausenden internen und externen Daten deshalb ein Profil entwickelt, das aufzeigt, welche Kompetenzen Führungskräfte benötigen, um die digitale Transformation mitzugestalten. Konkret geht es beim sogenannten Digital Profile um die Affinität zu digitalen Themen und Technologien, die notwendige Lernagilität und Persönlichkeit, die es braucht, um sich mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen und schließlich auch die Kompetenz, solche notwendigen Transformationen umzusetzen.

Digitalisierung des ganzen Bewerbungsprozesses schafft einen echten Mehrwert

Insgesamt haben wir in den vergangenen Jahren unseren Recruiting-Prozess unter dem Vorzeichen der Digitalisierung völlig verändert und sind auf diese Art und Weise viel wettbewerbsfähiger geworden. Neben dem papierlosen Recruiting für unsere Mitarbeiter haben wir auch den gesamten Bewerbungsprozess vereinfacht: Wir erwarten von Kandidaten kein Bewerbungsanschreiben mehr und haben die Bewerbung so weit verschlankt, dass der persönliche LinkedIn-Account zur Bewerbung ausreichend ist. Auch Bewerbungsgespräche per Skype, wenn der Kandidat z.B. gerade im Ausland ist, sind für uns mittlerweile selbstverständlich.
Auch Snapchat gehört zum Repertoire des digitalen Recruitings. Ziel ist hier, besonders die Digital Natives anzusprechen. Um den Content bei Snapchat kümmern sich unsere Werkstudenten und Trainees. Sie kommunizieren authentisch und wissen am besten, was die junge Zielgruppe interessiert. Im Rahmen ihrer HR-Aktivitäten nehmen die jungen Mitarbeiter auch mal Follower des Telefónica Snapchat-Kanals mit auf Karrieremessen – natürlich digital.
Mit Hilfe der verschiedenen digitalen Möglichkeiten erhalten wir deutlich mehr Bewerbungen, insbesondere von denjenigen Kandidaten, die nur passiv auf Jobsuche sind. Wir haben Hürden, die vorher den einen oder anderen Kandidaten abgeschreckt haben, aus dem Weg geräumt.

Telefónica Deutschland Holding AG

Telefónica Deutschland Holding AG ist an der Frankfurter Wertpapierbörse im Prime Standard (TecDax) notiert. Das Unternehmen ist mit seiner Gesellschaft Telefónica Germany GmbH & Co. OHG operativ im Privat- und Geschäftskundenbereich tätig. Mit der Produktmarke O2 sowie diversen Zweit- und Partnermarken vertreibt das Unternehmen Post- und Prepaid-Mobilfunkprodukte sowie innovative mobile Datendienste auf Basis modernster Mobilfunktechnologien wie LTE. Darüber hinaus stellt es als integrierter Kommunikationsanbieter im Festnetzbereich auch Telefonie- und Highspeed-Internet-Produkte für Privatkunden sowie innovative IP-Telefonie- und Vernetzungslösungen für Geschäftskunden zur Verfügung. Mit insgesamt 49,3 Millionen Kundenanschlüssen (Stand: 31.12.2016) gehört das Unternehmen zu den drei führenden integrierten Telekommunikationsanbietern bundesweit. Allein in der Mobilfunksparte betreut Telefónica Deutschland 44,3 Millionen Anschlüsse und ist damit in Deutschland Marktführer. Im Geschäftsjahr 2016 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 7,50 Milliarden Euro. Telefónica Deutschland ist Teil des spanischen Telekommunikations­konzerns Telefónica S.A. mit Hauptsitz in Madrid. Die Telefónica-Gruppe zählt mit einer Präsenz in 21 Ländern und einer Kundenbasis von 350 Millionen Anschlüssen zu den größten Tele­kommunikations­gesellschaften der Welt.

Purple Squirrel Society: Gemeinsam vor der Welle schwimmen

Egal ob Konzern oder Start-Up: Immer wieder stehen Recruiter und Personaler vor Herausforderungen und Fragen, zu denen Sie sich gern in geschütztem Raum mit Kollegen austauschen würden. Aus dieser Idee heraus gründeten wir 2014 die Purple Squirrel Society, kurz PSS. Heute bietet PSS eine lebendige Plattform für Austausch über HR- und Recruiting-Themen mit ersten englischsprachigen Mitgliedern und immer mehr aktiven Communities in verschiedenen deutschen Großstädten.

Netzwerk, Handwerkszeug, Inspiration

In erster Linie ist die PSS ein Netzwerk, in dem Mitglieder Sparringspartner finden und sich mit Gleichgesinnten austauschen können. Das Konzept unseres Vereins basiert auf drei Säulen: dem Chat für den kurzfristigen Austausch, Stammtischen und Veranstaltungen wie Impulsvorträgen, Best Practice Abenden oder Workshops. In verschiedenen Slack-Channels diskutieren die Mitglieder vertraulich über Fragestellungen aus Arbeitsrecht, Personalentwicklung, Recruiting und so weiter. Die Besonderheit dabei ist, dass der Kreis der Mitglieder auf Personen beschränkt ist, die innerhalb eines Unternehmens (nicht einer Personalvermittlung oder eines Personaldienstleisters) im Bereich Human Resources arbeiten oder diese Aufgaben im Rahmen ihrer Tätigkeit mit abdecken. Schnell wuchs das Netzwerk durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf die heute rund 600 Mitglieder in ganz Deutschland an. Zusammen meistern wir die gemeinsamen Herausforderungen unseres Berufsalltags, entwickeln neue HR-Konzepte oder organisieren und testen neue Eventformate. Ziel des Vereins ist es, Kollegen Werkzeug an die Hand zu geben, das den Arbeitsalltag erleichtert und auch jungen Kollegen dabei hilft, von Anfang an professionell in ihrem Job zu agieren.

Proaktive HR auf Augenhöhe mit Geschäftsführung und Fachabteilungen

Verbindendes Element aller Gründer der PSS ist das Verständnis davon, wie Human Resources sein sollte: Wir verstehen HR als treibende Funktion im Unternehmen, als internen Service, der aber auch gestaltet und nicht erst dann greift, wenn personelle Engpässe entstanden sind oder Zerwürfnisse stattgefunden haben. Wir sind davon überzeugt, dass HR die Unterstützung der Geschäftsführung benötigt und strategisch mit der Unternehmensstrategie auf einer Wellenlänge – am besten immer vor der Welle – schwimmen sollte. Dieser starken Position von HR, die wir fordern, müssen wir dann natürlich auch gerecht werden. So ist HR heute eine Gesamtheit vieler Aspekte und vereint auch Skills aus den Bereichen Marketing und Brand Communication sowie Vertrieb bis hin zum Coaching. Dabei benötigen wir Empathie, Courage und die nötige Ruhe, um zwischen Kandidaten und den Hiring Managern der Fachabteilungen vermitteln zu können. Für die Tätigkeit in einem solchen Umfeld möchten wir unsere Mitglieder rüsten und weiterbilden.

Plattform für Events und Coachings

Jede Organisation braucht Visionen, so auch die Purple Squirrel Society. Für die Zukunft wünschen wir uns Konferenzen und Coachings. Dabei verstehen wir unseren Verein auch als Plattform. Das heißt, gern unterstützen wir regionale Gruppen, wie es sie aktuell schon in Hamburg, München und Teilen Nordrhein-Westfalens gibt, dabei, Veranstaltungen und regionale Meetups zu organisieren. Und natürlich wächst unsere Community immer weiter. Trotzdem: Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu anderen Vereinen oder den großen Branchenverbänden. Im Gegenteil, gemeinsam vertreten wir viele gleiche Ziele und können voreinander lernen und profitieren.

Und das lila Eichhörnchen?

Auf der Suche nach einem passenden Namen kam uns der Gedanke, dass wir alle tagtäglich den perfekten Kandidaten – die eierlegende Wollmilchsau – suchen. Im englischen Sprachraum heißt diese seltene Spezies „Purple Squirrel“ und so war die Purple Squirrel Society geboren.

Wir signalisieren unseren
Mitarbeitern, dass
Querdenken
bei uns nicht nur erlaubt,
sondern ausdrücklich
erwünscht
ist.

Agilität von Karrierebeginn an

Agile Arbeitsmethoden im Unternehmen verankern und gleichzeitig junge Talente fördern, das war das Ziel der ersten „Young Talent Challenge“, die Tchibo im vergangenen Jahr initiierte. Young Talents, das meint Praktikanten, Werkstudenten, Trainees oder Junioren, die erst seit maximal einem Jahr im Unternehmen sind. Es entstand ein Projekt, welches sich auf vielschichtige Weise auf Employer Branding und Recruiting auswirkt. Anna-Sophie Meyer, Teamleader Young Talents, verantwortet das Programm.

Junge Mitarbeiter gezielt fördern

Mit der Tchibo Young Talent Challenge haben wir 2016 ein einzigartiges Projekt geschaffen, um das Potenzial unserer jüngsten Mitarbeiter zu fördern. Einmal jährlich entwickeln 20 Young Talents über einen Zeitraum von acht Wochen frische Ideen für das Unternehmen. Damit sie dabei nicht allein auf sich gestellt sind, erhalten sie während der Challenge Coachings in agilen Arbeitsmethoden, Präsentationstechniken und vieles mehr. Inhaltlich setzen sich die Teilnehmer mit Fragestellungen auseinander, denen sich Tchibo aktuell und in Zukunft stellen wird. Dazu arbeiten die jungen Talente in Teams, die bewusst interdisziplinär aufgestellt werden. Abschließend werden die ausgearbeiteten Ideen einer Jury präsentiert. Gleichzeitig erhalten auch die Mitarbeiter auf unserer digitalen Ideen-Plattform GOOD IDEA! die Möglichkeit, die Ideen zu diskutieren und zu bewerten. Wir sind begeistert vom Engagement unserer Mitarbeiter, die durch zahlreiche hilfreiche Kommentare die Ideen noch deutlich verbessern konnten. Wir schaffen so einen Berührungspunkt für alle Mitarbeiter, ohne Druck mit agilen Methoden in Berührung zu kommen und auch Inspiration für die eigene Arbeit zu schöpfen. Die besten Ideen haben anschließend die Chance, im Unternehmen weiterverfolgt und umgesetzt zu werden.

New-Work unterstützen, aber nicht erzwingen

Wir verstehen die Challenge als Teil einer New-Work-Initiative. Dabei verfolgt Tchibo nicht den Ansatz, neue Arbeitsweisen von oben vorzugeben. Stattdessen fördern wir Impulse einzelner Abteilungen, die sich agiler aufstellen wollen. Das HR Development steht diesen Abteilungen beratend zur Seite und das Unternehmen stellt sicher, dass technische und räumliche Rahmenbedingungen vorhanden sind, die moderne Zusammenarbeit ermöglichen. Auf diese Weise fördert Tchibo eine weiche Transformation im Unternehmen. Die Young Talent Challenge als ein Projekt in diesem Zusammenhang wirkt sowohl nach innen, als auch nach außen. Wir signalisieren unseren Mitarbeitern, dass Querdenken bei uns nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Zwar nehmen nicht alle Mitarbeiter an der Challenge teil, doch dürfen alle die Ideen bewerten und kommentieren – das Engagement ist riesig. Viele fühlen sich selbst auch in ihrer Arbeit inspiriert und werden neugierig auf agile Arbeitsmethoden.

Positive Wirkung auf Recruiting und Employer Branding

Gleichzeitig wirkt die Challenge auch als Recruiting- und Employer Branding-Maßnahme. Zum einen haben sich innerhalb der zweimonatigen Projektphase einige Teilnehmer so hervorragend präsentiert, dass wir sie danach fest übernommen haben. Zum anderen haben das Video zum Projekt auf unserem YouTube-Kanal sowie die Berichterstattung drum herum auch unter Kandidaten und potenziellen Bewerbern großen Zuspruch erfahren. Dass das Projekt wirksam auf unsere Arbeitgebermarke einzahlt, bemerken wir auch anhand der Häufigkeit, mit der wir in Bewerbungsgesprächen darauf angesprochen werden.

Tchibo

Tchibo steht für ein einzigartiges Geschäftsmodell. In acht Ländern betreibt Tchibo mehr als 1.000 Filialen, rund 22.300 Depots im Einzelhandel sowie nationale Online-Shops. Über dieses Multichannel-Vertriebssystem bietet das Unternehmen neben Kaffee und dem Einzelportionssystem Cafissimo die wöchentlich wechselnden Non Food Sortimente und Dienstleistungen, wie Reisen oder Mobilfunk, an. Tchibo erzielte 2016 mit international rund 12.000 Mitarbeitern 3,3 Milliarden Euro Umsatz. Tchibo ist Röstkaffee-Marktführer in Deutschland, Österreich, Tschechien und Ungarn und gehört zu den führenden E-Commerce-Firmen in Europa.
Für seine nachhaltige Geschäftspolitik wurde das 1949 in Hamburg gegründete Familienunternehmen mehrfach ausgezeichnet: 2012 mit dem Preis für Unternehmensethik und dem Umweltpreis Logistik sowie 2013 mit den CSR-Preisen der Bundesregierung und der EU. 2016 wurde Tchibo als nachhaltigstes Großunternehmen Deutschlands ausgezeichnet.

Bundeswehr: Von der Wehrpflicht zur Personalmarketing-Innovation

2011 wurde die Wehrpflicht in Deutschland abgeschafft. Über Nacht war die Bundeswehr mit Konkurrenz um Fachkräfte durch Unternehmen, Polizei und Feuerwehr konfrontiert. Wie sie diesen Wandel meistert und sich strategisch mit innovativen Kampagnen ins Gespräch bringt, skizziert Dirk Feldhaus, Beauftragter für Kommunikation und Arbeitgebermarke der Bundeswehr.

Strategische Neuaufstellung: Sinnstiftung und Weiterqualifikation

Bis zum Wegfall der Wehrpflicht musste die Bundeswehr sich kaum um ihren Nachwuchs bemühen. 2011 änderte sich dies drastisch. Die Bundeswehr fand sich auf einem sehr stark umworbenen Arbeitsmarkt wieder und musste nunmehr selbst aktiv Personalmarketing betreiben. Seit ihrem Amtsantritt 2013 förderte Bundes­verteidigungs­ministerin Ursula von der Leyen die Personalgewinnung in der Bundeswehr. 2014 begannen wir intensiv mit den Vorbereitungen unserer Arbeit: Rund ein halbes Jahr benötigten wir, um im Rahmen interner und externer Untersuchungen Mitarbeiter und potenzielle Kandidaten zu Vor- und Nachteilen der Bundeswehr zu befragen und ein Selbst- und Fremdbild der Bundeswehr zu zeichnen. Schließlich kristallisierten sich zwei zentrale Punkte heraus, auf die wir unsere weiteren Bemühungen aufbauten: Zum einen, dass die Bundeswehr eine sinnstiftende Aufgabe bietet und zum anderen, dass die Bundeswehr hervorragende Weiter­entwicklungs­möglichkeiten und Weiterqualifizierungen bietet.

Arbeitgeber Bundeswehr positioniert sich neu

Die Kampagne „Mach, was wirklich zählt“ entstand genau auf dieser Basis: In der ersten Phase bedienten wir gezielt die Sinnsuche der Zielgruppe – auf großen Plakaten warben wir mit Sprüchen wie „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst.“ Oder „Nur wenn Du Deine Grenzen suchst, kannst Du Deine Stärken finden.“. In einer zweiten Phase der Kampagne warben wir für konkrete Berufsfelder bei der Bundeswehr. Neben Soldatinnen und Soldaten hat die Bundeswehr auch einen großen Bedarf an beispielsweise medizinischem Fachpersonal und Informationstechnikern – hierfür schuf die Kampagne viel Aufmerksamkeit. So gelang es uns, ab Herbst 2015 unsere Arbeitgebermarke völlig neu zu positionieren.

„Die Rekruten“: In 90 Folgen zu 21 Prozent mehr Bewerbungen

Über die Bundeswehr gibt es viele Geschichten: Wir sind Gegenstand der täglichen Medienberichterstattung, es gibt unzählige Bundeswehrklischees und in fast jeder Familie hat schon mal jemand Kontakt mit uns gehabt oder einige Zeit bei uns verbracht. Als wir im Jahr 2015 unsere Budgets von TV- und Printwerbung hin zu digitalen und sozialen Medien umschichteten, kam die Idee auf, eine eigene Serie zu produzieren. Wir wollten die Grundausbildung so zeigen, wie sie wirklich ist. Die Reality-Dokumentation „Die Rekruten“ auf YouTube war geboren. Wir casteten zwölf echte Rekruten und begleiteten sie täglich bei ihrer Grundausbildung. Heraus kamen knapp 90 Folgen und unser YouTube-Kanal wurde einer der am schnellsten wachsenden Kanäle Europas. Innerhalb von nur zwei Wochen brachten wir es auf über 200.000 Follower. Die Bilanz von „Die Rekruten“ ist überwältigend: 40 Prozent mehr Traffic auf unseren Karrierewebseiten, 25 Prozent mehr Anrufe bei unserer Karrierehotline und rund ein Fünftel mehr Bewerbungen im Bereich der Mannschafts- und Unteroffizierslaufbahn. Auch wenn sich viele eine Fortsetzung dieser Serie wünschen: Unsere Rekruten sind nun fertig ausgebildet und gehen einem geregelten Arbeitsalltag nach. Deswegen wird es keine Fortsetzung der Serie geben.

Mali: Hautnah am Geschehen

Aber wir machen eine neue Serie mit einer ganz anderen Geschichte. In der neuen Serie „Mali“ erlebt das Publikum den Auslandseinsatz der Bundeswehr in Mali hautnah. Über acht Monate haben wir acht Soldatinnen und Soldaten mit der Kamera begleitet. Wir sind bei den intensiven Vorbereitungen, der Verabschiedung von der Familie und dem Einsatz an sich dabei. Die aktuelle Kampagne setzt dabei erneut auf Youtube, bindet aber auch Snapchat und Instagram mit ein. Die Innovation ist ein Chatbot im Facebook-Messenger. Mit dem „Malibot“ können Abonnenten interagieren und rund um die Uhr Updates vom Einsatz erhalten.

Wir müssen unser Image aktiv pflegen

Über den Arbeitgeber Bundeswehr wird viel erzählt und viel berichtet, wir stehen immer wieder im Fokus der öffentlichen und durchaus kontroversen Debatte. Sich der Kritik zu stellen und mit ihr offen umzugehen, ist daher für uns selbstverständlich. Nicht umsonst ist einer unserer erfolgreichsten Werbesprüche „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst.“ Bevor nur andere über uns sprechen, sprechen wir viel besser mit ihnen.

Bundeswehr

Unter dem Dach der Bundeswehr leisten mehr als eine Viertelmillion Menschen Tag für Tag ausgezeichnete Arbeit, um im Auftrag des deutschen Volkes zu Sicherheit und Frieden in der Welt beizutragen. Die Bundeswehr ist heute nicht nur eine Armee im weltweiten Einsatz, sondern ein hochmoderner, global agierender Konzern.

Talent Acquisition Community in Berlin

In den letzten Jahren hat sich Berlin einen Namen als eines der am schnellsten wachsenden Startup-Ökosysteme in der Welt gemacht. Die vor neun Jahren in Berlin gegründete Zalando SE unterstreicht die Berliner Erfolgsgeschichte als Europas führende, börsennotierte Online-Plattform für Mode. Was die Berliner Digitalwirtschaft vereint, ganz gleich in welcher Entwicklungsstufe sich das jeweilige Unternehmen befindet, ist der zunehmende Bedarf an Talenten, um innovativ und erfolgreich zu bleiben.

Der Wandel von Recruiting zu Talent Acquisition!

Innerhalb der letzten neun Jahre ist Zalando auf eine Größe von mehr als 13.000 Mitarbeitern gewachsen, von denen über 5.700 in Berlin arbeiten. Um diesem schnellen Wachstum gerecht zu werden, orientiert sich Zalando weg vom klassischen Recruiting in Richtung Talent Acquisition. Im Unterschied zum Recruiting verfolgt die Talent Acquisition einen anderen strategischen Ansatz, um den Personalbedarf im Unternehmen effektiv und effizient zu decken: Es geht darum, Talente zu identifizieren, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, und sie vom Unternehmen als Arbeitgeber zu überzeugen. Gerade bei Themen wie Employer Branding, zu Deutsch Arbeitgebermarkenbildung, oder Candidate Relationship Management (Beziehungsmanagement zu (exzellenten) Talenten) zeigt sich, wie schwierig es ist, diese Begrifflichkeiten in Deutschland mit Leben zu füllen.

Talent Acquisition Lab für den Erfahrungsaustausch

Im Oktober 2016 rief Zalando das Talent Acquisition Lab (kurz TA Lab) ins Leben. Das TA Lab schafft eine Plattform für Firmen in der Berliner Digital- und Startup-Szene, um gemeinsam über die unterschiedlichen Herausforderungen zu diskutieren und nicht den Vergleich mit anderen internationalen Tech Hubs zu scheuen. Ziel ist es, den Teilnehmern Lösungsansätze für ihr Unternehmen mitzugeben, damit alle voneinander profitieren und den Berliner Standort insgesamt stärken. Die Formate der Treffen orientieren sich sehr stark am jeweiligen Thema. Die Tendenz geht klar zu interaktiven Formaten, wo ein direkter Austausch mit Hilfe geschickter Moderation kombiniert wird - auch über die persönlichen Treffen hinaus. In einer Facebook-Gruppe tauschen sich die Mitglieder über aktuelle Trends, Aktivitäten und Veranstaltungen aus. Vergangene Veranstaltungen wurden per Live Stream zugänglich gemacht und können online abgerufen werden. Mittlerweile blickt das TA Lab auf sieben erfolgreiche Events im Jahr 2017 zurück. Zu den Teilnehmern gehören Unternehmen wie HERE, Babbel, GetYourGuide und die Strategieagentur diffferent. Gemeinsam haben wir uns über Themen wie Candidate Experience, Employer Branding Kampagnen, Fehlerkultur und Sourcing ausgetauscht. Die nächsten Events für 2018 sind bereits in Planung.

Berlin als weltweites Aushängeschild für Talent Acquisition

Der Weiterentwicklung des TA Labs sind keine Grenzen gesetzt. Zu den bisher durchgeführten Abendveranstaltungen können eintägige Events wie Bar Camps oder Un-Konferenzen hinzukommen. Neben dem Erfahrungsaustausch innerhalb der Berliner TA Community sind auch externe Einblicke und Meinungen beispielsweise von Data-Analysten oder Marketing-Fachleuten hilfreich, um Herausforderungen besser zu verstehen. Dabei verstehen wir uns als themenspezifische Ergänzung zu bestehenden Organisationen wie z.B. der Purple Squirrel Society oder der Secret HR Society, die ein deutlich breiteres Spektrum im Personalwesen abdecken. Wir sind offen für regen Austausch bei einem unserer kommenden Events. Es sind die lebhaften Diskussionen, kritischen Rückfragen und gemeinsam erarbeiteten Lösungsansätze, die uns voranbringen.

Talent Acquisition Labs

Die Talent Acquisition Labs wurden im Oktober 2016 ins Leben gerufen. Seitdem dienen die regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen als Plattform für den professionellen Austausch rund um das Thema Talent Acquisition innerhalb der Berliner Digital- und Startup-Szene. Ergänzt werden die Events durch eine geschlossene Facebook-Gruppe, in der sich die Community austauscht und organisiert.

Wir müssen unsere Prozesse
ständig hinterfragen,
um die richtigen Kandidaten
auf optimale Weise anzusprechen

Fünf Learnings auf dem Weg zum Recruiter 2.0

Das Recruiting hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Bei vielen Jobprofilen ist es heute schwierig geworden, nur mit einer Stellenanzeige eine Position erfolgreich zu besetzen. Deshalb müssen wir Recruiter selbst viel aktiver sein – durch interne und externe Vernetzung sowie durch neue Formen der Talentansprache.
Ich bin seit Juni 2016 Recruiting Manager bei der ProSiebenSat.1 Group, einem der größten unabhängigen Medienhäuser in Europa. Vor wenigen Jahren waren wir noch ein klassischer TV-Konzern, heute sind wir viel mehr als Fernsehen. Wir sind ein digitales Medienhaus mit verschiedenen Geschäftsbereichen: dem deutschsprachigen TV-Geschäft, unseren Digitalsparten mit einem großen Entertainment- und E-Commerce-Portfolio sowie unserer internationalen Programmproduktions- und Vertriebstochter Red Arrow. Wir bieten einerseits die Sicherheit eines DAX-Konzerns, andererseits erinnert unsere Kultur oft an ein Start-Up – mit flachen Hierarchien, einer starken Innovationskultur und viel Gestaltungsfreiraum, um Dinge auszuprobieren und Projekte schnell umzusetzen. Und genau das schätze ich an meinem Arbeitgeber.
Begonnen habe ich meine Karriere bei einem Start-Up – als einziger Vollzeitbeschäftigter in der Personalabteilung. Ich musste mich daher in viele administrative Aufgaben einarbeiten, um möglichst schnell die Wünsche und Anfragen der Geschäftsführer und Hiring Manager erfüllen zu können. Rückblickend habe ich sehr davon profitiert, dass mich sowohl die Fachbereiche als auch die Geschäftsführung von Anfang an dazu ermutigt haben, mich aktiv einzubringen.
Folgende fünf Learnings habe ich aus meiner persönlichen Erfahrung als Recruiter gezogen:

HR ist eine Frage des Selbstverständnisses

Um es gleich vorweg zu nehmen: Heutzutage in einem Unternehmen erfolgreich als Recruiter zu arbeiten, ist primär eine Frage der eigenen Einstellung darüber, welche Rolle Human Resources im Unternehmen spielt und welche Unternehmenskultur herrscht. Am Ende geht es darum, eine Triebfeder im Unternehmen zu sein und trotz des (ohne Frage wichtigen) Tagesgeschäfts auch immer wieder auf diese strategische Rolle zurückzukommen. Neben all den Recruiting-Trends, die kommen und gehen, ist am Ende entscheidend, den Unternehmenserfolg mit effektiven und modernen Personalinstrumenten positiv zu beeinflussen.

Netzwerk als Dreh- und Angelpunkt des Recruitings

Zu Beginn meiner Karriere habe ich den Fehler gemacht, zu viel Distanz zu Kollegen aus anderen Fachbereichen zu halten. Dabei ist interne Vernetzung beim Recruiting unglaublich wichtig. Um Stellen erfolgreich zu besetzen, muss man schnell sein und Hand in Hand mit dem Fachbereich arbeiten. Eine gute Beziehung zu den Kollegen ist auch dabei hilfreich, ein externes Netzwerk zu pflegen. Viele Kontakte außerhalb des Unternehmens habe ich durch Vorstellungen und Empfehlungen aus dem Kollegenkreis aufgebaut. Dabei denke ich vorausschauend und vernetze mich auch mit Leuten, für die ich möglicherweise aktuell noch keine Stelle habe – vielleicht aber in einem Jahr. Ich bin davon überzeugt, dass so ein externer „Talent-Pool“ extrem hilfreich ist, da die massenhafte Direktansprache von Kandidaten nach dem „Gießkannenprinzip“ meist keinen Erfolg hat. Für die kontinuierliche Erweiterung unseres externen Netzwerks nutzen wir bei ProSiebenSat.1 seit Jahren erfolgreich das Mitarbeiter-Empfehlungsprogramm Talentry.

Recruiting 2.0 heißt Neugierde, Eigeninitiative und ständige Weiterbildung

Mindestens ebenso wichtig wie interne und externe Netzwerke zu pflegen, ist es für Personaler, sich kontinuierlich weiterzubilden. Und hiermit meine ich nicht nur klassische Recruiting-Weiterbildungen. Wir sollten immer den Blick über den Tellerrand suchen – ob das nun Kurse im Programmieren oder über die Grundlagen des Online-Marketings sind – gerade in einem Unternehmen wie ProSiebenSat.1 mit vielen verschiedenen Geschäftsbereichen. Übergreifendes Fachwissen ist bei uns das A und O. Wir brauchen Mitarbeiter, die sowohl den TV-Bereich als auch unsere digitalen Geschäftsfelder verstehen. Auch wenn das Fachwissen aus den Abteilungen auf den ersten Blick nicht direkt zu den Qualifikationen eines Recruiters gehören mag – nur durch fundierte Kenntnisse des Fachbereichs trete ich für die Hiring Manager und auch die Bewerber als glaubwürdiger Berater auf. Diese Art der Weiterbildung mit dem stressigen Tagesgeschäft zu vereinen, ist teilweise eine Herausforderung. Allerdings bin ich überzeugt, dass ein derartig ausgebildeter Recruiter die Bewerber viel besser einschätzen und bewerten kann. Mittelfristig sparen wir also mit diesem Ansatz Zeit und Geld.

Business-Verständnis, aber mit Blick für die Menschen hinter Bewerberprofilen

Recruiting besteht natürlich nicht nur aus Netzwerken und Weiterbildung, sondern vor allem aus Struktur – allerdings mit der nötigen Flexibilität. Wer heute Recruiter 2.0 sein möchte, arbeitet nicht nur „nach Gefühl“. Wenn wir unsere Recruiting-Prozesse wirklich verstehen wollen, müssen wir unseren Bewerber-Funnel ganz genau kennen. Wir müssen unsere Prozesse ständig hinterfragen, um die richtigen Kandidaten auf optimale Weise anzusprechen. Bekommen wir die Position nicht besetzt, weil es wirklich an geeigneten Kandidaten fehlt? Oder liegt es vielleicht daran, dass uns Bewerber abspringen, weil ein bestimmter Prozess-Schritt zu lange dauert? Der moderne Recruiter zeichnet sich also durch seine strategische Denkweise sowie seinen Unternehmergeist aus und arbeitet daten- und zahlengetrieben. Was er aber nicht vergessen darf: All die Daten sind nichts wert, wenn wir den Bezug zu den Bewerbern verlieren. Nicht umsonst haben die meisten Personaler den Beruf gewählt, weil sie kommunikativ sind und die Interaktion mit Menschen schätzen.

Die Zukunft – neue Formen der Talentansprache

Was wir als moderne Recruiter vermeiden sollten, ist auf der Stelle zu treten – gerade in einem dynamischen Umfeld wie bei ProSiebenSat.1. Daher tauschen wir uns teamintern regelmäßig zu neuen Lösungsansätzen bei der Direktansprache sowie zu neuen Tools aus. Um Talente aus dem IT-Bereich auf uns aufmerksam zu machen, haben wir dieses Jahr beispielsweise schon zum zweiten Mal unseren 24h-Hackathon „7Hack“ veranstaltet. Bei dem Wettbewerb treffen sich Developer, Designer und Kreative aus aller Welt, um innerhalb von 24 Stunden eine funktionierende Anwendung zu programmieren. Auch unsere innovativen zielgruppenspezifischen Employer-Branding-Kampagnen helfen uns bei der Talentansprache. Mit der im Juni 2017 gestarteten Kampagne „Claim new Grounds“ wollen wir zum Beispiel unser digitales Portfolio und damit die digitalen Karrieremöglichkeiten innerhalb der ProSiebenSat.1 Group sowie unserer Tochterfirmen bekannter machen.

ProSiebenSat.1 Group

Die ProSiebenSat.1 Group ist eines der größten unabhängigen Medienhäuser in Europa. Jeden Tag erreicht der Konzern über 44 Millionen TV-Haushalte in Deutschland, Österreich und Schweiz. ProSiebenSat.1 wächst nachhaltig und dynamisch, da der Konzern die Vernetzung der reichweitenstarken TV-Sender mit den Digital-Entertainment- und Commerce-Angeboten konsequent vorantreibt und durch neue Geschäftsideen in allen Segmenten zusätzliche Erlösquellen schafft. Hauptsitz von ProSiebenSat.1 ist Unterföhring bei München. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 6.500 Mitarbeiter.

Ein Quäntchen mehr: Exceptional Candidate Experience

Über die Candidate Experience und vor allem die Frage, wie diese idealerweise aussehen sollte, wird viel gesprochen. Tobias Weymans von der Axel Springer SE glaubt, dass Recruiter einen Schritt weitergehen sollten und argumentiert für eine Employee Experience, die nicht mit der Vertragsunterzeichnung endet.

Kandidaten sind Multiplikatoren

Die Personalabteilung, die nicht erreichbar und unnahbar ist, ist Schnee von gestern. Heute agieren wir als Schnittstelle zwischen den Fachabteilungen und den Kandidaten, sind Sparringspartner für die Hiring Manager und für die Bewerber Partner auf Augenhöhe. Dazu gehört auch, dass wir Kandidaten gut durch unsere Bewerbungsprozesse führen, sie verbindlich darüber informieren, wie der gesamte Bewerbungsprozess aussieht und welche Schritte sie als nächstes erwarten. Wer tappt schon gern im Dunklen? Indem wir eng am Kandidaten bleiben, können wir eine Bindung zum Bewerber aufbauen. Das hat drei Vorteile: Erstens, wir können offen und ehrlich miteinander sprechen. Zweitens, wir haben eine größere Chance, dass sich der Kandidat uns ein Stück weit verbunden fühlt und sich gegebenenfalls eher zu unseren Gunsten entscheiden wird. Und drittens gewinnen wir Bewerber durch gute Prozesse als Multiplikatoren für uns – denn wer ein angenehmes und gut strukturiertes Bewerbungsverfahren erlebt, wird hoffentlich von seinen positiven Erfahrungen berichten. Aus meiner Erfahrung ist es essenziell wichtig, authentische Gespräche mit Bewerbern zu führen. Dazu zählt aus meiner Sicht auch ein persönliches Feedback – auch im Falle einer Absage. Zugegeben, nicht immer ist die Angabe von Gründen ganz so einfach, dennoch meine ich, hat es jeder Kandidat verdient, ein Feedback zu erhalten. Interessanterweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch Kandidaten, mit denen man am Ende nicht zusammengefunden hat, dieses Feedback so sehr schätzen, dass sie uns als Unternehmen in guter Erinnerung behalten und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt gern wieder mit uns ins Gespräch einsteigen oder eher geneigt sind, Freunden, Bekannten oder Kollegen eine Bewerbung bei uns zu empfehlen.

Unterschrift und weiter? Onboarden, kennenlernen, begleiten!

Hat der Kandidat die Fachabteilung überzeugt und konnte auch das Angebot den Kandidaten überzeugen, ist der Job des Recruiters erledigt…oder vielleicht doch nicht? Ich meine, der Job des Recruiters geht noch deutlich über die Vertragsunterschrift hinaus. Manchmal liegen zwischen der Unterschrift und dem tatsächlichen Startdatum im Unternehmen Wochen oder gar Monate. Versetzt man sich in die Lage des zukünftigen Kollegen, kann man sich leicht vorstellen, dass in dieser Zeit auch Fragen oder sogar Zweifel aufkommen können. Außerdem können innerhalb dieser Phase weitere Angebote an ihn oder sie herangetragen werden. Grund genug also, den neuen Kollegen nicht „fallen zu lassen“, sondern weiterhin zu betreuen. Hier haben sich verschiedene Wege sehr bewährt. Zum einen ist es aus meiner Sicht wichtig, den persönlichen Kontakt weiterhin zu halten – beispielsweise durch ein Telefonat hier und da oder ein gemeinsames Mittagessen. Nebenbei hilft die Rückmeldung des Kandidaten auch mir, meine Arbeit zu verbessern oder bringt neue Ideen, die in meine Arbeit einfließen können. Zum anderen versuche ich in dieser Phase, frühzeitig Kontakt zum zukünftigen Team zu ermöglichen. Eine persönliche Willkommens-E-Mail des Teamleiters oder Vorgesetzten kann dafür ein guter Einstieg sein.
Stehen Team-Events oder Projekt-Kick-Offs an, ist es eine gute Idee, neue Kollegen eventuell schon einmal einzuladen. Dies gibt dem Kandidaten das Gefühl der Zusammengehörigkeit, ermöglicht ein Kennenlernen und auch ein erstes, seichtes Onboarding. Da nicht immer Events anstehen, finde ich die Idee einer App hervorragend, die mit regelmäßigen Unternehmensupdates, Videos, Gamifikation-Ansätzen und spezifischen Onboarding-Informationen die Wartezeit bis zum ersten Arbeitstag verkürzt und den Kontakt nicht abreißen lässt. Leider gibt es solche Anwendungen bisher nur vereinzelt. Das mag nach viel Arbeit klingen, aber letztlich haben wir viele standardisierte Prozesse, die uns die Arbeit vereinfachen. Meines Erachtens sollte es dennoch der Anspruch sein, ab dem ersten Gespräch eine solch enge Bindung mit dem Kandidaten aufzubauen und diese dann eben auch angemessen lang zu halten.

Performance im Recruiting ist nicht nur eine Frage des langen Atems

Wie gut die Candidate oder Employee Experience ist, lässt sich selbstverständlich nicht nur an der Enge der Bindung zwischen Recruiter und Kandidat ablesen. Es ist in diesem Zuge aus meiner Sicht unverzichtbar, auch Kennzahlen zu erheben. Dabei halte ich die bloße Frage danach, wie viele Bewerbungen auf eine Stelle eingegangen sind, für viel zu oberflächlich und letztlich überholt. Kennzahlen, die untrennbar mit der Candidate Experience verknüpft sind, sind beispielsweise die Time to Hire, die in Zeiten des schnelllebigen Marktes einfach verkürzt werden muss. Ebenso bedeutsam die Response Rate. Letztlich benötigen wir alle Antworten auf die Frage, welche Kanäle uns den meisten Mehrwert bieten und welche Gründe Kandidaten dafür haben, ihrerseits ein Angebot abzulehnen. War ein Teil unseres Recruiting-Prozesses nicht gut genug? Kam unsere Antwort zu spät oder waren wir bei der Angebotsunterbreitung zu wenig flexibel? Hier können uns Kennzahlen helfen, Muster zu erkennen und uns gezielt zu verbessern. Ich glaube, dass es enorm wichtig ist, dass wir auf beiden Seiten gute Arbeit leisten: Im persönlichen Kontakt zu Bewerbern und Hiring Managern und darin, unsere Hausaufgaben zu machen, unsere Prozesse zu durchleuchten und zu verbessern. Beides zusammen kann dafür sorgen, dass wir es schaffen, eine außergewöhnlich gute Candidate und Employee Experience zu erschaffen.

Axel Springer

In der Tradition ihres Gründers, der zu seiner Zeit journalistische und technologische Innovationen vorantrieb, geht die Axel Springer SE neue Wege und bleibt sich dabei doch treu. Das Unternehmen verfolgt mit hohem Tempo das Ziel, ein wachstums- und renditestarkes Digitalportfolio aufzubauen und Journalismus auch in der digitalen Welt als erfolgreiches Geschäftsmodell zu etablieren. Zusammen mit der Transformation der bestehenden starken Medienmarken, eigenen Neuentwicklungen und strategisch ausgerichteten Akquisitionen von Web-Unternehmen ist die Vernetzung mit der Gründergeneration digitaler Start-ups einer der Bausteine der Digitalisierungsstrategie. Mehr als 15.000 Mitarbeiter arbeiten mit großer Leidenschaft am selben Ziel. Axel Springer ist Europas führender Digitalverlag.

Offenheit.
Themen.
Visionen.